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CN: häusliche, sexualisierte Gewalt


“Wenn du dich in Not befindest oder nicht weiterweißt und Unterstützung brauchst – Ruf uns an!”

Diesen Satz richtet die Anonyme Zuflucht für Mädchen* und junge Frauen an hilfesuchende
Menschen im Alter von 12 bis 17 Jahren.
Das Hauptziel ist, einen Schutzraum für junge Menschen zu bieten, die aktuell nicht mehr Zuhause
leben wollen oder können, weil es Konflikte gibt oder das Zuhause kein sicherer Ort mehr ist.
Es geht um Schutz vor Gewalt, vor Streit oder Uneinigkeiten mit den Eltern; über häusliche Gewalt bis
hin zu sexualisierter Gewalt und Morddrohungen. In der Anonymen Mädchenzuflucht finden junge Menschen einen sicheren Ort zum Durchatmen. Sie finden Unterstützung durch Sozialpädagoginnen, die die Stimmen junger Menschen lauter machen.
Die Anonyme Mächenzuflucht Dresden bietet nicht nur Schutz vor Gewalt und Missbrauch, sie bietet auch Beratung und Begleitung in schwierigen Lebenslagen. Die Alltagsgestaltung in der Zuflucht ist eben genau das – alltäglich: Bewohnerinnen besuchen
weiterhin die Schule, erledigen häusliche Aufgaben und regelmäßig gibt es gemeinsame
Gruppenabende mit den bis zu 6 Bewohnerinnen.

Darüber hinaus finden Gespräche statt, um eine individuell passende Lösung zu finden. Die Jugendlichen werden bei Elterngesprächen, Jugendamtsbesuchen oder auch bei schulischen Angelegenheiten begleitet. Dabei geht es immer um eine Klärung, wo es nach der Zuflucht hingehen soll: z.B. mit einer sozialpädagogischen Hilfe in die Familie zurück oder in eine WG. Manchmal ist bei einer erhöhten Gefährdung auch ein rascher Stadtwechsel notwendig. Dabei wird deutschlandweit mit Schutzeinrichtungen zusammengearbeitet.

Die Zuflucht kämpft seit über 25 Jahren mit und für junge Menschen, die eine Stimme brauchen, die auf Solidarität angewiesen sind und die sich ihre Lebenssituation nicht aussuchen konnten. Oft sind sie von Armut betroffen, erfahren Gewalt aufgrund ihrer Geschlechtsidentität oder damit verbundenen Zuschreibungen, sie erfahren Gewalt aufgrund ihrer Herkunft oder der Herkunft ihrer Eltern, sie erfahren Gewalt von der eigenen Familie. Oft erfahren sie schon in jungen Jahren Traumatisierungen und vielschichtige psychische Belastungen und müssen weit mehr Verantwortung tragen, als es für ein Kind angebracht ist. Für all diese Herausforderungen bietet die Zuflucht einen ersten Ort zum Innehalten und Kräfte bündeln.

Die Zuflucht ist ein Ort, an dem Mädchen ermutigt werden, ihre Wünsche zu benennen, ihre Stimmen zu erheben und ihre Rechte einzufordern. Aber welche Herausforderungen erleben Schutzeinrichtungen wie die Zuflucht in Dresden? Steigende Zahlen der häuslichen Gewalt bringen Einrichtungen zunehmend an ihre Belastungsgrenzen, persönliche Geschichten werden komplexer und es wird zunehmend schwer Hilfen im Anschluss an den Aufenthalt in der Zuflucht zu finden. Eine sozialpolitische Landschaft, die von Kürzungen betroffen ist, macht die Verhältnisse noch prekärer. Die Errichtung einer Zuflucht, die genderqueere Jugendliche uneingeschränkt aufnehmen kann ist umso schwerer. Die Betreuung von jungen Menschen, die behindert werden ist kaum möglich, da keine finanziellen Mittel für zusätzliche Betreuungsbedarfe zur Verfügung stehen. Was könnt ihr konkret tun, um Schutzeinrichtungen in Dresden zu stärken? Setzt euch ein für eine solidarische, intersektionale Sozialpolitik. Geht auf die Straße. Engagiert euch ehrenamtlich, über eure eigene Nachbarschaft hinaus. Auch finanzielle Unterstützung für Beratungsstellen sind unerlässlich. Die Zuflucht kann nur gut arbeiten, wenn es sensible Netzwerkpartnerinnen gibt, die auf die individuellen Bedürfnisse der jungen Menschen eingehen können.

Wichtige Projekte waren in diesem Jahr von Kürzungen betroffen und sind nun auf zivilgesellschaftliche Förderung angewiesen. Wir denken da an Projekte wie Sisters, die mit jungen Mädchen* of Color Empowerment Arbeit praktizieren; Projekt Maxi, die wichtige Aufklärung in Dresden zu Sexualität und Beziehungen leisten oder auch der Gerede e.V., der junge Menschen rund um Geschlechtervielfalt berät und Aufklärungsarbeit leistet, und es gibt noch viele Weitere.
Heute stehen wir hier zusammen, um den feministischen Kampftag zu feiern und ein Motto des Zusammenhalts und gemeinsamer Befreiungskämpfe in den Mittelpunkt zu stellen.
Zusammenhalt bedeutet in diesem Sinne, dass wir uns gegenseitig unterstützen.
Wenn eine von uns leidet, leiden wir alle. Wenn eine von uns stark ist, werden wir alle gestärkt.
Lasst uns diesen Tag nutzen und erkennen, wie wichtig es ist, füreinander da zu sein. Lasst uns heute
unsere bereits gewonnene Gemeinschaft feiern, aber lasst uns auch aktiv werden.
In politischen Zeiten, die von Spaltung, Gewalt und entmutigenden Schlagzeilen geprägt sind, ist es
unsere Pflicht immer wieder den Mut zu finden, uns gegenseitig zu helfen und zu stärken.
Wir müssen die eigene politische Bubble verlassen und in den Dialog treten – uns selbst fragen, wo
kann und will ich aktiv werden?
Im Zusammenhalt liegt Kraft. Denn nur gemeinsam können wir uns gegen die bestehenden
Verhältnisse wehren und für eine solidarische Zukunft kämpfen!
Wir kämpfen gemeinsam! Wir bleiben frech! Ob flauschig oder militant – wichtig ist der Widerstand!


CN: domestic, sexualized violence

“If you are in distress or don’t know what to do and need support – call us!”


This is the message that the Anonyme Mädchenzuflucht for girls and young women* (anonymous girls* refuge) addresses to people aged 12 to 17 who are seeking help.
The main aim is to provide a safe space for young people who no longer want to or can no longer live
at home because of conflicts or because home is no longer a safe place.
It is about protection from violence, from arguments or disagreements with parents, from domestic violence to sexualized violence and death threats. At the Anonymous Girls* Refuge, young people find a safe place to take a deep breath. They find support from social workers who make young
people’s voices louder.
The anonymous girls* refuge Dresden not only offers protection from violence and abuse, it also
provides advice and support in difficult life situations.
Everyday life at the refuge is just that – everyday life: residents continue to attend school, complete
domestic tasks and there are regular group evenings with up to 6 residents.
Discussions are also held to find a solution that suits the individual. The young people are accompanied to meetings with their parents, visits to the youth welfare office or school matters. The aim is always to identify where they could go after refuge: e.g. back to the family with socioeducational help or to a shared flat. Sometimes a quick change of city is also necessary if there is an increased risk. We work together with protection facilities throughout Germany.
For over 25 years, Zuflucht has been fighting with and for young people who need a voice, who are dependent on solidarity and who could not choose their life situation.
They are often affected by poverty, experience violence because of their gender identity or related attributions, they experience violence because of their origin or the origin of their parents, they experience violence from their own family. They often experience trauma and complex psychological
stress at a young age and have to bear far more responsibility than is appropriate for a child.
For all these challenges, the refuge offers a first place to pause and gather strength. The refuge is a place where girls* are encouraged to express their wishes, raise their voices and demand their rights.
But what challenges do shelters like the refuge in Dresden face?
Rising numbers of cases of domestic violence are pushing facilities to their limits, personal stories are becoming more complex and it is becoming increasingly difficult to find help following a stay at the refuge.
A socio-political landscape affected by cutbacks makes the situation even more precarious.
Establishing a refuge that can accept genderqueer young people without restrictions is all the more difficult. It is almost impossible to care for young people with disabilities as there is no funding available for additional care needs.
What can you do specifically to strengthen shelters in Dresden?
Stand up for a solidary, intersectional social policy. Take to the streets. Get involved on a voluntary basis, beyond your own neighborhood. Financial support for advice centers is also essential.
Refuge can only work well if there are sensitive network partners who can respond to the individual
needs of young people. Important projects were affected by cuts this year and are now dependent on
civil society funding.
We are thinking of projects such as Sisters, which practices empowerment work with young girls of color; Project Maxi, which provides important education in Dresden on sexuality and relationships, or Gerede e.V., which advises young people on gender diversity and does educational work, and there
are many more.
Today we are here together to celebrate the feminist day of struggle and to focus on a motto of cohesion and common struggles for liberation.
Cohesion in this sense means that we support each other.
When one of us suffers, we all suffer. When one of us is strong, we are all strong.
Let’s use this day to recognize how important it is to be there for each other. Today, let us celebrate the community we have already gained, but let us also take action.
In political times characterized by division, violence and discouraging headlines, it is our duty to keep finding the courage to help and strengthen each other.
We have to leave our own political bubble and enter into dialog – ask ourselves, where can and do I want to be active?
There is strength in solidarity. Because only together can we defend ourselves against the existing
conditions and fight for a future based on solidarity!
We fight together! We remain cheeky! Whether fluffy or militant – resistance is important!