LAG Mädchen* und junge Frauen* in Sachsen e.V.
Alle Jahre wieder machen wir am 8. März auf die Ungerechtigkeiten aufgrund der patriarchalen gesellschaftlichen Ordnung zum Thema.
Ein Jahr Pandemie liegt hinter uns und es hat sich gezeigt, dass Corona soziale Ungleichheiten und die Benachteiligungen marginalisierter Personengruppen in unserer Gesellschaft noch verstärkt. Um dem entgegenzuwirken, haben wir bereits im April 2020 eine Stellungnahme mit acht Forderungen veröffentlicht. Diese sind heute immer noch aktuell.
Corona hat außerdem zu Tage geführt, was eigentlich vorher schon klar war: Es sind mehrheitlich FLINTA* (Frauen, Lesben, inter*, nicht-binäre, trans* und agender Personen), die in sogenannten „systemrelevanten“ Berufen, im sozialen, pflegerischen und Bildungs-Bereich arbeiten. Sie (ver)sorgen und tragen unsere Gesellschaft, haben dennoch prekäre Arbeitsbedingungen und werden schlecht bezahlt. Sie arbeiten in Teilzeit, befristet, sind öfter von Altersarmut betroffen oder finanziell abhängig von anderen. Die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie werden FLINTA* in besonderem Maße treffen.
Auch im privaten Bereich sind es zumeist FLINTA*, die einen Großteil der anfallenden Haus- und Betreuungsarbeit leisten und dies häufig unsichtbar und gänzlich unbezahlt. Im Home Office sei laut einer Studie der Hans-Böckler-Stiftung ein Zuwachs der Sorge-Arbeit um 2,6 Stunden pro Tag zu verbuchen, während die Stunden Anderer gleich geblieben seien.
Doch damit nicht genug, FLINTA* sind auch prozentual mehr von partnerschaftlicher Gewalt betroffen. Laut Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) waren 2019 knapp 115.000 der insgesamt 141.792 Opfer weiblich* (die Statistik erhebt ausschließlich männlich/weiblich). Bei sexualisierten Übergriffen sind es 98,1 Prozent, bei Mord und Totschlag in Paarbeziehungen 76,4 Prozent. Nicht für alle Menschen ist das Zuhause ein sicherer Ort. Dies hat in Zeiten eines Lock-Downs besonders harte Konsequenzen und zieht sich durch alle sozialen Schichten und Alter.
Es sind FLINTA*, die in Zeiten der Pandemie große Lasten tragen. Ihr Belange spielen im sogenannten „Corona-Kabinett“ der Bundesregierung dennoch kaum eine Rolle, denn dieses kommt augenscheinlich auch ohne die Frauen- und Familienministerin aus.
Es gibt viele Gründe am 8. März in den Streik zu treten!!!
Wir streiken weil…
…unsere patriarchal, heteronormativ, binär, rassistisch strukturierte Gesellschaft zu Diskriminierung und Gewalt gegen FLINTA* führt!
…in Zeiten der Krise marginalisierte Personen noch mehr auf ihren Schultern tragen müssen!
…wir Sexismus, Rassismus, Klassismus, Diskriminierung von Menschen, die behindert werden, Marginalisierungen von FLINTA* in der Sexarbeit oder sonstige Formen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit nicht mehr tolerieren!
…wir eine gleichwertige Anerkennung von Lohnarbeit in sozialen Berufen und Bereichen fordern!
…unsere emotionale und reproduktive private Arbeit gesehen und aufgewertet werden muss!
Viele Menschen, die soziale Aufgaben übernehmen, können nicht einfach in den Streik treten. Eine Arbeit, die sich an Menschen richtet, die möglicherweise darauf angewiesen sind, lässt sich nicht einfach so niederlegen. Mit unserem Streik, wollen wir auch darauf aufmerksam machen und zeigen uns solidarisch mit all jenen, die sich unseren Forderungen anschließen können!