+++ english version below +++
Liebe Feminist*innen, liebe Freund*innen, liebe Genoss*innen, liebe Gefährt*innen!
Heute ist der 8. März. Wir feiern heute. Und wir kämpfen heute. Wir feiern feministische Errungenschaften, die hart erkämpft wurden. Und gleichzeitig kämpfen wir weiter, gegen alle Angriffe auf unsere Rechte, gegen alle reaktionäre Rückschritte. Wir kämpfen für den Feminismus und für eine Welt, in der alle ohne Angst verschieden sein können!
In vielen Staaten sehen wir die Gefahr, dass einmal erkämpfte Rechte wieder abgeschafft werden. Die Trump-Regierung in den USA bemüht sich gerade um die praktischen Umsetzung der faschistischen Dystopie. Eines ihrer ersten Opfer sind trans Menschen.
Und auch in Deutschland erkennen wir ähnliche Tendenzen. Jahrelang wurde intersektional für das neue Gewalthilfegesetz gestritten. Doch ganz am Ende wurde vor der Abstimmung auf Druck der CDU der Schutz für TIN-Personen herausgestrichen. Gegen den ausdrücklichen Rat aller Expert*innen wurde eine der verletzlichsten Gruppen unserer Gesellschaft rechten Populismus geopfert. Grüne wie SPD sind ohne jeden erkennbaren Widerstand vor transfeindlicher Propaganda und CDU-Wahlkampflügen eingeknickt. Das war kein Kompromiss, das ist Verrat!
Wir haben einen Wahlkampf hinter uns, in dem sich fast alle Parteien bereitwillig dem von rechter Seite ausgerufenen Wettlauf um die „beste“ Abschiebepolitik angeschlossen haben. Der antidemokratische Euphemismus von „Remigration“ wurde in Talkrunden und sozialen Medien weiter normalisiert.
Das absehbare Ergebnis ist nun eingetreten: die Normalisierung stärkte die AfD, alle diese Parteien verloren Stimmen an sie. Allein die Linke brach aus diesem rassistischen Überbietungswettbewerb aus. Sie trat im Wahlkampf mit sozialen Inhalten, solidarischen Idealen und antifaschistischen Positionen auf – und konnte damit deutliche Zugewinne verbuchen.
Wir haben an dieser Stelle eine klare Ansage an jede mögliche Koalition: Ja, das aktuelle SBGG gehört abgeschafft – aber nur, indem es durch ein echtes Selbstbestimmungsgesetz ersetzt oder durch die Beseitigung aller staatlicher geschlechtlicher Normierungen überflüssig wird! Bis zu diesem Moment gilt unser Versprechen: wir werden das SBGG gegen alle Angriffe vehement und mit allen notwendigen Mitteln verteidigen.
Aus leidvoller Erfahrung erwarten wir generell wenig mehr von Regierungen als die Verwaltung des elenden Normalzustandes, Verteidigung der herrschenden Ordnung und Repression gegen alle, die wie wir grundsätzlich etwas daran ändern wollen. Selbst die vorsichtigsten Verbesserungsvorschläge treffen in letzter Zeit auf immer massivere Gegenreaktionen. Mit ihren 551 Fragen will die CDU alle kritischen Stimmen aus der Zivilgesellschaft einschüchtern.
Doch wir werden nicht verstummen. Wir werden weiterhin für Gleichberechtigung kämpfen und ein Ende jeder Diskriminierung einfordern. Für unsere Rechte und für uns selbst einstehen. Für all jene laut sein, die nicht frei demonstrieren können. Zusammen für diejenigen eintreten, die sich aus Angst vor Gewalt nicht outen wollen!
Ob auf Brandmauer-Demos oder Pride-Umzügen oder Antifa-Aktionen: überall haben in der letzten Zeit Zehntausende bis Hunderttausende für Vielfalt und Menschenrechte eingestanden. Und das gibt uns Mut.
Auch heute stehen wir hier unter so vielen Menschen, die sich dem patriarchalen Machtanspruch widersetzen. Das gibt uns Zuversicht, dass wir als queere, als antifaschistische, als feministische Bewegung weiterhin zusammen stehen werden. Vielen Dank dafür an euch alle!
Wir haben für die Pride dieses Jahr in Dresden ein ziemlich simples Motto gewählt. Es heißt “QUEER AND ANTIFASCIST – unsere Brücken halten!” Weil wir finden: Antifaschismus und queere Befreiung gehören zusammen. Weil wir wissen: wir können den Kampf um eine Zukunft in Würde, Freiheit und Vielfalt nur gewinnen, wenn wir solidarisch zusammen halten.
Wir haben immer wieder gesagt: “allein können wir uns dem Patriarchat nicht stellen, aber gemeinsam schaffen wir das!” Und ja, das ist oft anstrengend und nervig. Manchmal fühlt es sich eher kräftezehrend als bestärkend an. Es gibt dabei auch Momente von Unsicherheit und Angst. Aber am Ende ist es das, worauf wir uns verlassen können: Dass wir diesen Bedrohungen begegnen können, wenn wir uns zusammen schließen und uns gegenseitig unterstützen.
Wenn ich mich hier umschaue, sehe ich so viele wundervolle Menschen. Ihr seid mutig, ihr seid frech. Ihr seid zärtlich und zornig. Ihr helft privat und seid politisch engagiert. Kurz: ihr seid vielfältig. Und wir von der Queer Pride wissen: Unsere Diversität ist unsere Stärke. Lasst uns zusammen stehen und diese Stärke nutzen!
Wir kämpfen weiter für Freiheit, Selbstbestimmung und Gerechtigkeit! Und wenn wir dabei gegenseitig füreinander einstehen, dann werden unsere Brücken halten, dann sind wir unaufhaltsam, dann werden wir diesen Kampf auch gewinnen!
An alle antifeministischen Arschlöcher auf dieser Welt: Wir lassen uns nicht einschüchtern, wir lassen uns nicht vertreiben, und wir werden uns erst recht nicht verstecken!
„We’re here, we’re queer – we’re fabulous, don’t mess with us!“
Dear feminists, dear friends, dear comrades, dear compassionates!
Today is March 8. We are celebrating today. And we are fighting today. We are celebrating hard-won feminist achievements. And at the same time, we continue to fight against all attacks on our rights, against all reactionary regressions. We fight for feminism and for a world in which everyone can be different without fear!
In many countries, there is a danger that rights we’d won will be abolished again. The Trump Administration ist currently trying to make the fascist dystopia a reality in the USA. One of their first victims are trans people.
In Germany we notice similar moves. For years intersectional arguments were made in favor of the new Violence Assistance Act. But at the very end, under pressure from the CDU, protection for TIN persons was removed. Against the explicit advice of all experts, one of the most vulnerable groups in our society was sacrificed to right-wing populism. Both the Greens and the SPD caved in to anti-trans propaganda and CDU campaigning without any notice of resistance. This was not a compromise, this is betrayal!
We have an election campaign behind us in which almost all parties have willingly joined the competition for the ‘best’ deportation policy propagated by the right. The anti-democratic euphemism of ‘remigration’ has been further normalised in talk shows and social media.
The predictable result has now occurred: the normalisation strengthened the AfD, all these parties lost votes to them. Only the Left broke out of this racist race to the bottom. It campaigned with social topics, ideals of solidarity and anti-fascist positions – and was thus able to make significant gains.
At this point, we have a clear message for any possible coalition: yes, the current SBGG should be abolished – but only by replacing it with a genuine self-determination law or by making it obsolete by eliminating all state gender norms! Until that moment, our promise remains: we will vehemently defend the SBGG against any attacks, with all means necessary.
From painful experience, we generally expect little more from governments than the administration of the miserable status quo, defence of the prevailing order and repression against all those who, like us, want to fundamentally change something about it. Even the most cautious suggestions for improvement have recently met with increasingly massive backlash. With its 551 questions, the CDU wants to intimidate all critical voices from NGOs.
But we will not be silenced. We will continue to fight for equality and demand an end to all discrimination. We’ll stand up for our rights and for ourselves. We’ll be loud for all those who cannot demonstrate freely. We’ll stand up together for those who can’t come out for fear of violence!
Whether at Brandmauer demonstrations or Pride parades or antifa actions: tens to hundreds of thousands have recently stood up for diversity and human rights everywhere. And that gives us courage.
And today again we stand amongst so many people us who resist the patriarchal grip on power. That gives us confidence that we will continue to stand together as a queer, as an anti-fascist and as a feminist movement. Many thanks to you all!
We have chosen a pretty simple motto for this year’s Pride in Dresden. It’s called ‘QUEER AND ANTIFASCIST – our bridges will hold!’
Because we think Anti-fascism and queer liberation belong together. Because we know that we can only win the fight for a future in dignity, freedom and diversity if we stand together in solidarity.
We have said time and again: ‘We can’t stand up to patriarchy alone, but together we can!’ And yes, it’s often arduous and annoying. Sometimes it feels more exhausting than empowering. There are also moments of uncertainty and fear. But in the end, it’s what we can rely on: That we can face these threats if we join together and support each other.
When I look around here, I see so many wonderful people. You are brave, you are bold. You are affectionate and angry. You provide private help and are politically engaged. In short: you are diverse. And we at Queer Pride know for sure: Our diversity is our strength. Let’s stand together and use that strength!
We will continue to fight for freedom, self-determination and for justice! And if we stand up for each other, then our bridges will hold, then we will be unstoppable, then we will win this fight!
To all the anti-feminist assholes in the world: We won’t be hunted down, we will not hush away, and we will certainly not hide!
“We’re here, we’re queer – we’re fabulous, don’t mess with us!”