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VERBINDUNG ANTIFEMINISMUS UND FASCHISMUS –
WARUM ES EINE QUEERFEMINISTISCHE ANTWORT
BRAUCHT


Wir freuen uns sehr, heute am 8. März eine Rede halten zu können und möchten allen Menschen danken, die den heutigen Tag mit organisiert und möglich gemacht haben. In der folgenden Rede wird es über einen Schwerpunkt unserer Arbeit gehen: die Verbindung von Antifeminismus und Faschismus und warum es eine queerfeministische Antwort braucht.
Bei der Betrachtung von Antifeminismus und Faschismus fällt auf, dass beide Ideologien auf ähnlichen Grundideen basieren, darunter: ein traditionelles, biologistisches Geschlechterverständnis. Sie propagieren eine “natürliche” Zweigeschlechtlichkeit und feste Rollenbilder für Männer und Frauen, anhand welcher unsere Gesellschaft strukturiert werden soll.
Dabei ist die faschistische Vorstellung eines “Volkskörpers” grundlegend. Eine homogene Gesellschaft soll entstehen, aufbauend auf einem traditionellen Familienbild mit klaren Geschlechterrollen. Diese Verbindung ist besonders auf Social Media durch beispielsweise Trends wie dem Trade Wife Movement oder der Darstellung von divine masculinity/feminitiy immer wieder zu sehen. Die weiblich gelesene Person wird erneut in das Private und in die Rolle der
Mutter und Hausfrau zurückgedrängt. Neben diesem Rückbezug auf konservative, als naturgegeben bezeichnete Strukturen teilen Faschismus und Antifeminismus viele Feindbilder. Dazu gehören Feministinnen, queere Menschen und andere Gruppen, die vom traditionellen Geschlechterverständnis abweichen. Alles, was eine Gefahr für diese rechte und frauenfeindliche Hetze darstellen kann, wird diffamiert und angegriffen. Das Weibliche wird als eine Gefahr dargestellt und alle damit assoziierten Attribute abgelehnt.

Dadurch ist Antifeminismus auch häufig mit anderen menschenfeindlichen Ideologien verknüpft, die auch im Faschismus präsent sind, wie zum Beispiel Antisemitismus und Rassismus. Neben dieser Weltansicht und Ideologie handelt es sich bei Antifeminismus aber auch um eine politische Strategie der faschistischen Bewegung, um konservative Machtverhältnisse zu erhalten und progressive gesellschaftliche Entwicklungen zu bekämpfen. Antifeminismus gehört mit zu den integralen Bestandteilen faschistischer Ideologien. Deshalb müssen wir als Antifaschistinnen und Feministinnen gegen Antifeminismus und Faschismus einstehen. Wir haben uns in diesem Zuge für einen queerfeministischen Schwerpunkt entschieden. Queerfeminismus ist eine Strömung des Feminismus, die sich seit den 1990er Jahren entwickelt hat und der dritten Welle des Feminismus zugeordnet wird. Diese Bewegung erweitert den klassischen Feminismus, indem sie nicht nur für die Rechte von Frauen eintritt, sondern gleichzeitig für die Anerkennung und Gleichstellung aller Geschlechterzugehörigkeiten und sexuellen Orientierungen kämpft. Der Queerfeminismus basiert auf der Queer-Theorie, die die Zusammenhänge zwischen sexuellem Begehren, sozialem Geschlecht (gender) und biologischem Geschlecht (sex) kritisch hinterfragt. Er setzt sich für die Abschaffung von Diskriminierung und Gewalt gegenüber queeren Menschen in allen Bereichen der Gesellschaft ein und fördert Solidarität unter allen Menschen, unabhängig von ihrer Geschlechterzugehörigkeit oder sexuellen Orientierung.

Nun stellt sich die Frage, wie Queerfeminismus genutzt werden kann, um gegen Antifeminismus und Faschismus einzustehen. Queerfeminismus hinterfragt aktiv binäre Geschlechtsordnungen und Heteronormativität. Er möchte Vielfalt und Inklusion aller Geschlechtszugehörigkeiten und sexuellen Orientierungen in den Vordergrund stellen und lehnt dabei die traditionellen Geschlechterrollen des Antifeminismus und Faschismus ab. Dadurch stellt sich Queerfeminismus gegen die ideologischen Grundlagen des Antifeminismus. Queerfeminismus fokussiert sich ebenfalls auf die Attribute Intersektionalität und Solidarität. Dabei ist gemeint, dass Queerfeminismus Mehrfachdiskriminierungen und verschiedene Perspektiven berücksichtigt, Solidarität unter allen marginalisierten Gruppen, unabhängig von Geschlecht, Sexualität, Hautfarbe oder Klasse fordert und sich für die Etablierung weiterer Bündnisse gegen faschistische und antifeministische Tendenzen einsetzt. Dabei darf die politische Strategie nicht vergessen werden. Es muss sich für die Sichtbarkeit und Repräsentation marginalisierter Gruppen eingesetzt werden. Die Begriffe Radikalität und Militanz werden erweitert und der antifaschistische Kampf mit queerfeministischer Analyse und Praxis verbunden. Allerdings konzentriert sich Queerfeminismus auch auf den Aspekt gesellschaftlicher Transformation. Denn er strebt eine grundlegende Veränderung gesellschaftlicher Strukturen an, indem er die patriarchale Ordnung kritisiert und Männlichkeit nicht “heilen”, sondern grundlegend verändern möchte. Queerfeminismus setzt sich für eine Gesellschaft ein, in der alle Formen von Geschlechterzugehörigkeiten und sexuellen Orientierungen gleichberechtigt sind und bekämpft antifeministische Bestrebungen, feministische Errungenschaften zurückzudrehen. Nur zusammen können wir den Antifeministinnen und Faschist*innen entgegentreten, weswegen
wir gemeinsam, solidarisch und intersektional kämpfen müssen.

Wir müssen, entsprechend dem Motto des heutigen Tages, Schulter an Schulter zusammenstehen und unsere Kämpfe verbinden –
nur zusammen haben wir eine Chance!
Dankeschön.

THE CONNECTION OF ANTIFEMINISM AND FASCISM –
WHY A QUEERFEMINIST ANSWER IS NEEDED

We are very happy to be given the chance to hold a speech today on March 8 and would like to
thank all the people who helped organizing and making todays event possible. In the following
speech, we will talk about a focus of our work: the connection between antifeminism and fascism
and why a queerfeminist response is necessary.
When looking at antifeminism and fascism, it is striking that both ideologies are based on similar
fundamental ideas, including a traditional, biologistic understanding of gender. They propagate a
“natural” binary sexuality and fixed roles for men and women and on that basis, our society should
be structured. The fascist idea of a “racial corpus” is fundamental to this. A homogeneous society
should be created, based on a traditional family image with clear gender roles. This connection can
be seen again and again, particularly on social media, through trends such as the trade wife
movement or the portrayal of divine masculinity/femininity. People read as female are once again
pushed into the private sphere and into the role of a mother and housewife. In addition to this
relying back to conservative, natural structures, fascism and antifeminism share many concepts of
an enemy. These include feminists, queer people and other groups that deviate from the traditional
understanding of gender. Anything that could pose a threat to this right-wing and misogynistic
agitation is defamed and attacked. Femininity is portrayed as a danger and all attributes associated
with it are rejected. As a result, anti-feminism is often linked to other misanthropic ideologies that
are also present in fascism, such as antisemitism and racism. In addition to this world view and
ideology, anti-feminism is also a political strategy of the fascist movement to maintain conservative
balances of power and combat progressive social developments. Anti-feminism is one of the
integral components of fascist ideologies. That is why we as anti-fascists and feminists must stand
up against anti-feminism and fascism.
In this context, we have decided to focus on queer feminism. Queer feminism is a current of
feminism that has developed since the 1990s and is part of the third wave of feminism. This
movement expands classical feminism by not only advocating for women’s rights, but also fighting
for the recognition and equality of all gender identities and sexual orientations. Queerfeminism is
based on queer theory, which critically questions the connections between sexual desire, social
gender (gender) and biological sex (sex). It advocates the abolition of discrimination and violence
against queer people in all areas of society and promotes solidarity among all people, regardless of
their gender identity or sexual orientation.
The question now arises as to how queerfeminism can be used to stand up against anti-feminism
and fascism. Queerfeminism actively questions binary gender systems and heteronormativity. It
aims to emphasize diversity and inclusion of all genders and sexual orientations and rejects the
traditional gender roles of anti-feminism and fascism. Queerfeminism thus opposes the ideological
foundations of antifeminism. Queerfeminism also focuses on the attributes of intersectionality and
solidarity. This means that queer feminism takes into account multiple discriminations and different
perspectives, promotes solidarity among all marginalized groups, regardless of gender, sexuality,
skin color or class, and works to establish further alliances against fascist and antifeminist
tendencies. The political strategy must not be forgotten. We must work for the visibility and
representation of marginalized groups. The concepts of radicalism and militancy are expanded and
the anti-fascist struggle is combined with queer feminist analysis and practice. However,
queerfeminism also focuses on the aspect of social transformation. This is because it strives for a
fundamental change in social structures by criticizing the patriarchal order and not “curing”
masculinity, but fundamentally changing it. Queerfeminism advocates a society in which all forms
of gender identities and sexual orientations have equal rights and combats anti-feminist efforts that
are rolling back feminist achievements.
Only together can we counter the anti-feminists and fascists, which is why we must fight together,
in solidarity and intersectionally. According to today’s motto, we must stand shoulder to shoulder
and unite our struggles – only together we do stand a chance!
Thank you.