Liebe Mitstreiter:innen, liebe Freund:innen,
wir sind von der Initiative für Frieden in Kurdistan und sprechen auch für die kurdischen Frauen in Dresden.
Auch wir freuen uns sehr, dass wir wieder so zahlreich zum 8. März, zum internationalen Frauenkampftag, gemeinsam auf der Straße sind!
Nach über hundert Jahren Frauenkampftag sind wir heute wieder hier zusammengekommen, um dafür zu kämpfen, dass der 8. März irgendwann der Tag der Befreiung vom Patriarchat wird.
Dabei gedenken wir allen, die ihr Leben für diesen Kampf gegeben haben und an deren Errungenschaften wir heute anknüpfen. Am 8. März erinnern wir uns auch an Clara Zetkin. Sie war es, die 1910 auf der Zweiten internationalen sozialistischen Frauenkonferenz einen internationalen Frauentag vorschlug. In den folgenden Jahrzehnten etablierte sich der 8. März zum internationalen Frauenkampftag.
An diesem Tag gehen wir weltweit auf die Straße, vereinen unsere Kräfte und lassen unsere leuchtenden Funken in einem bunten Feuerwerk des Frühlings aufgehen. Dabei blicken wir auf unsere Geschichte, auf all jene, die vor uns kämpften. Ihre Geschichten und Träume greifen wir auf und schreiten weiter voran, denn es gibt viele Gründe zu kämpfen.
Dies sehen wir zum Beispiel in Kurdistan, dem Ort der Frauenrevolution. Die Menschen in den Gebieten der demokratischen Selbstverwaltung Nord- und Ostsyrien verwalten sich selbst und haben in den letzten 12 Jahren ein demokratisches Gesellschaftsmodell basierend auf der Philosophie Abdullah Öcalans aufgebaut. Eine der Leitlinien darin ist die Befreiung der Frau. Frauen nehmen in der Selbstverwaltung eine Vorreiterinnenrolle ein, deshalb sprechen wir von einer Frauenrevolution. Gerade weil Frauen eine so wichtige Rolle einnehmen und ihre organisierte Kraft für die Nationalstaaten eine Gefahr darstellt, ist die Selbstverwaltung so schweren Angriffen ausgesetzt und die Türkei verübt immer wieder gezielte Femizide durch Drohnenangriffe.
Organisierte Frauen in Kurdistan werden verhaftet, für Jahrzehnte eingesperrt, auf offener Straße erschossen, von Drohnen bombardiert. Weil sie gegen das Patriarchat aufstehen, weil sie für ihre Freiheit kämpfen, weil sie sich nicht mehr unterdrücken lassen.
Viele unserer Genossinen in Kurdistan und der ganzen Welt haben für den Kampf gegen Unterdrückung mit ihrem Leben bezahlt. Doch wir werden nie aufgeben. Jeder Femizid wird uns nur noch entschlossener machen.
Deshalb müssen wir uns gut verteidigen. Wir müssen uns aber auch klar machen, dass wir in genau diesen Momenten selber zur größten Gefahr für das dominant männliche System werden. Deshalb rufen wir alle Frauen dazu auf, sich mit anderen Frauen zu vernetzen, sich zu organisieren und sich zu verteidigen.
Sich zu verteidigen heißt auch solidarisch mit allen Frauenkämpfen weltweit zu sein.
Das bedeutet für uns solidarisch zu sein mit den Frauen in Rojava, Nord- und Ostsyrien und Kurdistan, die Tag für Tag eine demokratische Selbstorganisierung aufbauen und damit Menschen weltweit Hoffnung auf eine Alternative geben. Mit den Frauen im Iran, die den Leitspruch „Jin Jiyan Azadî“ laut in die Welt schreien. Mit den Frauen in Afghanistan, die täglichen Widerstand gegen ihre Unterdrücker leisten. Mit den Frauen in Kenia, die unter dem Leitspruch “Women`s Lives Matter” für ein Ende von Feminiziden kämpfen. Mit den Frauen in Polen und den USA, die auf ihr Recht auf körperliche Selbstbestimmung beharren. Mit den Frauen der Zapatista, die der Welt mit ihren Fragen und Antworten eine Perspektive geben. Mit den unzähligen Frauen weltweit, die in der Prostitution ausgebeutet, entrechtet und ihrer Selbstbestimmung beraubt werden und mit allen weiteren Frauen und Menschen weiterer unterdrückter Geschlechter, die für unsere Freiheit kämpfen!
Wir rufen alle Gruppen und Einzelpersonen dazu auf die weltweite Frauenrevolution voranzutreiben und zu verteidigen!
Lasst uns die internationale Solidarität an jedem Ort spürbar machen!
Gemeinsam verteidigen wir das Leben!
Jin Jiyan Azadî –