Streik am 8. März 2021 – Nicht zurück zum Normalzustand!
In Krisenzeiten tritt patriarchale Herrschaft noch deutlicher zutage als sowieso schon. Der feministische Streik als praktische Verweigerung ist wichtiger denn je. Seit Jahren gibt es internationale feministische und Frauen-Streik-Bewegungen, sogar im streikfaulen Deutschland. Wir als kämpferische Basisgewerkschaft wollen diese Bewegungen gern stärken, wir sind selbst Teil von ihnen.Was uns seit Jahren beschäftigt: Wie können wir langfristig wirklich massenhaft streikfähig werden, damit wir feministische Forderungen durchsetzen können? Auch (aber nicht nur) in der bezahlten Lohnarbeit? Wir trauen uns vieles nicht, manchmal wissen wir auch einfach nicht Bescheid über unsere Rechte und Möglichkeiten. Unsere Streikrechtsbroschüre von 2019 (https://www.fau.org/materialien/uploads/streikrechtmerkblatt_a6_druck-pdf_neu.pdf) hat auch in der Corona-Zeit noch Gültigkeit. In Ergänzung dazu gehen wir hier den Fragen nach, wie Streiken während Corona eigentlich konkret aussehen kann? Wie erlangen wir Streikfähigkeit bzw. was können wir jetzt schon tun?
Was würden denn Frauen und Queers bestreiken, wo arbeiten und lernen wir denn? Das sind vielfach die sogenannten “systemrelevanten” Berufe, wie Krankenpflege, Soziale Arbeit und Bildung… Es sind Schulen und Ausbildungsstätten. Es ist aber auch die v.a. von FLINTA (Fußnote: Frauen, Lesben, inter, nichtbinären, trans und agender Personen) geleistete Haus- und Sorge-Arbeit, sei es im Job, zu Hause, in der Nachbar:innenschaft… Oft arbeiten wir irgendwie anders als in einem klassischen Produktionsbetrieb, wo im Streikfall die gesamte Belegschaft auf Streikposten mit verschränkten Armen das Werkstor bewacht und das “Fließband” still steht. Unsere Arbeit ist oft unsichtbar und wird v.a. dann sichtbar, wenn sie plötzlich nicht mehr passiert (https://www.youtube.com/watch?v=BU1EAdNZm0w).
Und das Fiese an Sorge-Arbeit ist, dass sie vielfach nicht einfach niedergelegt werden kann, ohne dass Menschen leiden oder gar sterben würden.Ein feministischer Streik muss deshalb immer auch ein solidarischer Streik sein: u.a. Sorge-Arbeiter:innen können “weiche” Streikformen erproben, aber noch wirksamer ist es, wenn zusätzlich andere klassisch in den Streik treten, nicht nur für ihre eigenen Interessen, sondern auch stellvertretend für die Sorge-Arbeiter:innen und für die Durchsetzung ihrer Forderungen.
Corona ändert daran nur, dass diejenigen, die sich jetzt eigentlich umso mehr organisieren und streiken müssten, es noch weniger können. Gleichzeitig sind viele von uns ins Home-Office umgezogen und das “Werkstor” ist die eigene Haustür. Das führt aber nur zu immer mehr und neuen Streikformen!
Was also können wir konkret tun?
Verschiedenes verweigern: Tu etwas nicht!
- Einfach mal keine Mails lesen und schreiben, niemandem hinterher telefonieren oder erst gar nicht … aufstehen.
- Kommunikation bestreiken, z.B. durch Abwesenheitsnotizen in sozialen Medien, Email, auf der Mailbox etc.
- Tritt in den Lächelstreik: Es gibt gerade und gab auch schon vor Corona nicht allzu viel zu lachen, deswegen tu es einfach mal nicht und brich mit der Erwartung, gerade an FLINTA, immer freundlich und zuvorkommend zu sein.
- Bandagiere deine Hände und sag, dass du heute auf gar keinen Fall was tippen kannst. Haushaltsunfälle sind die häufigsten Arbeitsunfälle, auch wenn sie nicht als solche anerkannt werden.
- Bummelstreik: alles seeeeeehhhhhhhhhrrrrrrrr laaaaaangsaaaaaaam tuuuun… auch reden.
- Oder du hast vielleicht Erkältungssymptome und bleibst deswegen sicherheitshalber zu Hause. Oder lasst euch gleich krank schreiben. Aktuell ist das noch mindestens bis zum 31. März 2021 telefonisch möglich.
- Vielleicht streikt aber auch das Internet oder dein PC zu Hause und du kannst deswegen nicht arbeiten oder an einer Videokonferenz teilnehmen.
- Wenn du gerade keinen bezahlten Job hast: keine Mails vom Jobcenter oder Arbeitsamt öffnen, Telefonate beantworten oder Bewerbungen schreiben.
- Dokumentationsstreik, z.B. in der Pflege: zwar kannst du vermutlich nicht aufhören, deine Patient:innen zu pflegen, aber du kannst dich weigern, deine Arbeit zu dokumentieren, was für die Abrechnung der Leistungen bei Krankenkassen etc. wichtig ist.
- Streik, also die komplette Arbeitsniederlegung.
- Und wenn du, aus welchen Gründen auch immer, nicht streiken kannst, könnte ja aus Versehen auch immer noch was kaputt gehen… Scherben bringen Glück!
Möglichkeiten der Streik-Ansage: Sag, dass du streikst!
- Transparent/Plakat am Fenster a) an bestreikter Arbeitsstelle b) am eigenen Fenster zu Hause. Wo ist gerade dein “Werkstor”?
- Mach eine kämpferische Mittagspause: Geh raus aus dem (Home) Office, nimm dir ein Transparent/Plakat mit deiner Streikansage oder -forderung mit, setz dich auf einen Stuhl, mach Fotos und teile diese, zum Beispiel mit deinen Kolleg:innen.
- in Videokonferenzen:
- Transparent/Plakat oder Äquivalent im Hintergrund (oder Vordergrund?!) nutzen. Da könnte z.B “Ich streike, weil…” oder deine Forderung draufstehen.
- die Konferenz in der Küche stattfinden lassen und dabei Hausarbeit erledigen, um zu zeigen, dass die auch gemacht werden muss – bei all der Lohnarbeit, die gerade zu Hause stattfindet.
- Kinder mit einladen, oder sie zumindest nicht davon abhalten, reinzugrölen und in die Tasten zu greifen.
- im Schlafanzug teilnehmen.
- Streikerklärung per Email an Chef:innen, Lehrer:innen usw. verschicken
- Gemeinsam mit anderen Mal-Verteiler, Adresslisten und Social Media-Kanäle mit unseren Streikmeldungen, -mitteilungen und -gründen fluten
- Schreibe eine Überlastungs- bzw. Gefährdungsanzeige an deine:n Chef:in.
- Wenn du gerade keinen bezahlten Job hast: Wenn beim Jobcenter oder Arbeitsamt pausenlos Leute mit unterdrückter Nummer die Infonummer anrufen würden, wären die Kanäle schnell blockiert. Und vielleicht freuen sich ja die Mitarbeiter:innen im Telefonservice darüber, wenn ihnen jemand eine schönere Warteschleifenmusik vorspielt und ihnen so auch mal eine Pause verschafft?
Der 8. März ist ein guter Anlass, um zum Beispiel eine Videokonferenz als Streikposten oder Streik-Café zu nutzen, dich mit deinen Kolleg:innen zum entspannten Frühstück zu treffen und dich mit ihnen über eure Arbeitsbedingungen und wir ihr die langfristig verbessern könntet, auszutauschen.
Denn: Je mehr und je organisierter wir sind, umso besser können wir mögliche negative Konsequenzen unserer Streiks und Aktionen gemeinsam abfedern und die positiven gemeinsam genießen.
Wir streiken – für: Nicht Zurück zum Normalzustand!
Weitere Infos hier:
- F*Streik Netzwerk Dresden: https://www.f-streikdresden.de/, E-Mail: f_streikdresden@riseup.net, Facebook: https://www.facebook.com/frauenstreikdresden, Instagram: https://www.instagram.com/fstreiknetzwerk.dresden/
- AG Feministische Kämpfe in der FAU Dresden: faudd-femkaem@list.fau.org
- Broschüre “Sreiken ist unser gutes Recht. Rechtliches und praktische Tipps für Streiks und andere Arbeitskämpfe in Deutschland” von 2019: https://www.fau.org/materialien/uploads/streikrechtmerkblatt_a6_druck-pdf_neu.pdf)
- Broschüre “Wir streiken! Sei du auch dabei! mit weiteren Streik- und Aktionsformen: https://frauenstreik.org/wp-content/uploads/2019/02/8m-broschuere-streikaktionsformen.pdf
- Kurz zum Bestreiken unbezahlter Arbeit: https://frauenstreik.org/wp-content/uploads/2018/12/unbezahlte-Arbeit.pdf
Aufruf: feministischer Schulstreik – Fürs Leben lernen? Fürs Leben kämpfen!
In der Schule sollen wir angeblich auf das Leben vorbereitet werden. Doch diese Vorbereitung bezieht sich in erster Linie auf unsere zukünftige Funktion als Arbeitskräfte. Gleichzeitig lernen wir in der Schule selten etwas, was für unser persönliches Leben und im Umgang miteinander hilfreich sein könnte, z.B. unsere eigenen Bedürfnisse und Grenzen zu erkennen und zu artikulieren. Stattdessen ist Schule ein Ort an dem unsere eigenen Grenzen oft verletzt werden, sei es der krankmachende Leistungsdruck, Übergriffe und Abwertung durch Lehrkräfte und Mitschüler:innen oder wenn Wirtschaftsinteressen sowohl in der Klimakrise als auch in der Corona-Pandemie über das Wohlergehen der jungen Generationen gestellt werden.
Mädchen, Frauen und LSBTQIA+¹ Personen sind besonders davon betroffen. Ihnen wird beigebracht die Bedürfnisse anderer über die eigenen zu stellen. Außerdem stehen ihre Körper unter der ständigen Bewertung, Sexualisierung und sogar staatlichen Kontrolle durch Gesetze wie das TSG² oder den §218 StGB³. Zusätzlich sind gerade Sozial- und Pflegeberufe, die besonders häufig von Frauen ergriffen werden, von Unterbezahlung und Überlastung gekennzeichnet. Dies zeichnet sich auch schon in den un(ter)bezahlten Ausbildungen ab.
Wir wollen nicht, dass es einfach so weiter geht.
Wir sagen: Das Private ist politisch und gehört in die Klassenzimmer! Deshalb rufen wir, die Schüler:innengewerkschaft Schwarze Rose, am 8. März alle Schüler:innen und Auszubildenden zum feministischen Streik auf.
Wir fordern:
- regelmäßigen emanzipatorischen Aufklärungsunterricht durch schulexterne Pädagog:innen zu Themen wie Krankheitsprävention, Safer Use, Sexualität, Geschlecht, Konsens
- von Lehrkräften unabhängige Anlaufstellen an Schulen bei sexuellen Übergriffen und Diskriminierung
- Präventionsmaßnahmen und Sensibilisierung zu Sexismus, Rassismus, Antisemititsmus, Queerfeindlichkeit, Klassismus, Behindertenfeindlichkeit und (sexualisierte) Übergriffen an Schulen
- konsequente Aufarbeitung von Übergriffen an Schulen
- regelmäßige Weiterbildungen für Lehrkräfte zu trans Themen
- kostenlose Hygieneartikel wie Tampons und Binden auf Schultoiletten
- Recht auf Menstruationsurlaub
- technische Ausstattung aller Schüler:innen für das Homeschooling
- Aussetzung der Präsenzpflicht in der Corona-Pandemie
- Durchschnittsabschlüsse im Jahr 2020/21 mit der Möglichkeit für freiwillige Prüfungen
- Verstaatlichung aller beruflichen Privatschulen
- Mindestlohn auch für Minderjährige, Praktikant:innen und Absolvent:innen sogenannter „Freiwilligendienste“
- Ausbildungsvergütung im Sozialwesen
Wir treten in den F* Streik!!!
Alle Jahre wieder machen wir am 8. März auf die Ungerechtigkeiten aufgrund der patriarchalen gesellschaftlichen Ordnung zum Thema.
Ein Jahr Pandemie liegt hinter uns und es hat sich gezeigt, dass Corona soziale Ungleichheiten und die Benachteiligungen marginalisierter Personengruppen in unserer Gesellschaft noch verstärkt. Um dem entgegenzuwirken, haben wir bereits im April 2020 eine Stellungnahme mit acht Forderungen veröffentlicht. Diese sind heute immer noch aktuell und seien hier nochmal erwähnt: Link
Corona hat außerdem zu Tage geführt, was eigentlich vorher schon klar war: Es sind mehrheitlich FLINTA* (Frauen, Lesben, inter*, nicht-binäre, trans* und agender Personen), die in sogenannten „systemrelevanten“ Berufen, im sozialen, pflegerischen und Bildungs-Bereich arbeiten. Sie (ver)sorgen und tragen unsere Gesellschaft, haben dennoch prekäre Arbeitsbedingungen und werden schlecht bezahlt. Sie arbeiten in Teilzeit, befristet, sind öfter von Altersarmut betroffen oder finanziell abhängig von anderen. Die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie werden FLINTA* in besonderem Maße treffen.
Auch im privaten Bereich sind es zumeist FLINTA*, die einen Großteil der anfallenden Haus- und Betreuungsarbeit leisten und dies häufig unsichtbar und gänzlich unbezahlt. Im Home Office sei laut einer Studie der Hans-Böckler-Stiftung ein Zuwachs der Sorge-Arbeit um 2,6 Stunden pro Tag zu verbuchen, während die Stunden Anderer gleich geblieben seien.
Doch damit nicht genug, FLINTA* sind auch prozentual mehr von partnerschaftlicher Gewalt betroffen. Laut Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) waren 2019 knapp 115.000 der insgesamt 141.792 Opfer weiblich* (die Statistik erhebt ausschließlich männlich/weiblich). Bei sexualisierten Übergriffen sind es 98,1 Prozent, bei Mord und Totschlag in Paarbeziehungen 76,4 Prozent. Nicht für alle Menschen ist das Zuhause ein sicherer Ort. Dies hat in Zeiten eines Lock-Downs besonders harte Konsequenzen und zieht sich durch alle sozialen Schichten und Alter.
Es sind FLINTA*, die in Zeiten der Pandemie große Lasten tragen. Ihr Belange spielen im sogenannten „Corona-Kabinett“ der Bundesregierung dennoch kaum eine Rolle, denn dieses kommt augenscheinlich auch ohne die Frauen- und Familienministerin aus.
Es gibt viele Gründe am 8. März in den Streik zu treten!!!
Wir streiken weil…
…unsere patriarchal, heteronormativ, binär, rassistisch strukturierte Gesellschaft zu Diskriminierung und Gewalt gegen FLINTA* führt!
…in Zeiten der Krise marginalisierte Personen noch mehr auf ihren Schultern tragen müssen!
…wir Sexismus, Rassismus, Klassismus, Diskriminierung von Menschen, die behindert werden, Marginalisierungen von FLINTA* in der Sexarbeit oder sonstige Formen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit nicht mehr tolerieren!
…wir eine gleichwertige Anerkennung von Lohnarbeit in sozialen Berufen und Bereichen fordern!
…unsere emotionale und reproduktive private Arbeit gesehen und aufgewertet werden muss!
Viele Menschen, die soziale Aufgaben übernehmen, können nicht einfach in den Streik treten. Eine Arbeit, die sich an Menschen richtet, die möglicherweise darauf angewiesen sind, lässt sich nicht einfach so niederlegen. Mit unserem Streik, wollen wir auch darauf aufmerksam machen und zeigen uns solidarisch mit all jenen, die sich unseren Forderungen anschließen können!
Seit mehreren Jahren kommt es am 8. März weltweit wieder verstärkt zu feministischen Streiks mit Millionen Streikenden. Gründe gibt es leider immer noch genug: Gender Pay Gap (Lohnunterschied zwischen Frauen* und Männern)(1), Gender Pension Gap (Unterschiede in der Höhe der Renten)(2), Morde und Gewalt an trans Personen und Frauen (3), patriarchale Familienverhältnisse, Unterstützung antifeministischer Regime wie der Türkei durch die Bundesrepublik und viele mehr. Die Corona-Krise hat die häusliche Gewalt und die soziale Isolation insbesondere von Frauen in Zwangsverhältnissen verschärft, Frauen, mutmaßlich auch trans und nicht-binäre Personen, aus dem Erwerbsleben heraus gedrängt und weiblich geprägte Berufe wie die Pflege und den Einzelhandel vielerorts weiter prekarisiert.
Als Kollektivbetriebe versuchen wir, manche sexistische Verhältnisse abzufedern und auszugleichen, trotzdem bleiben wir von ihnen betroffen. Unsere trans, nicht-binären und/oder weiblichen Kolleg:innen kommen in unsere Kollektive mit ihren Gewalt- und Diskriminierungserfahrungen, oft mit schlechterer, finanzieller Absicherung, größeren finanziellen Belastungen und Zukunftssorgen. Sie leisten in ihrem Alltag immer noch mehr unbezahlte Haus- und Sorgearbeit. Außerdem scheint es, als würden überdurchschnittlich mehr Männer von neu geschaffenen, kollektiven Arbeitsplätzen profitieren. Weiterhin hören sexistische Vorurteile und männliche Dominanz nicht einfach durch den Eintritt in einen Kollektivbetrieb auf, ihre Überwindung bleibt ein permanentes Thema. Noch viel drastischer ist die Lage für Kollektivist:innen in anderen Ländern, bspw. in Nord-Ost-Syrien, wo kollektive Betriebe, speziell zur finanziellen Unterstützung von Frauen geschaffen und vom türkischen Regime und seinen dschihadistischen Verbündeten mit deutschen Waffen und deutscher Rückendeckung militärisch bedroht werden. (4)
Wir möchten als Kolleg:innen daher dazu aufrufen, den 8. März auch bei euch in den Betrieben zum Anlass zu nehmen, über geschlechtsspezifische Mehrbelastungen zu diskutieren, Konzepte dagegen zu entwickeln und auszuprobieren.
Was wir tun können
Wir möchten euch bitten, als Akt der Solidarität und um die Vision vom globalen, feministischen Streik zu unterstützen, den Betrieb am 8. März ruhen zu lassen. Politischer Streik, wie es ein Fem-Streik ist, steht in Deutschland nicht nur vor dem Problem, von den Gerichten verfolgt zu werden (siehe dazu die Streikrechtsbroschüre der FAU), sondern ist auch eine absolute Seltenheit. Gesellschaftliche und politische Auseinandersetzungen sind für die meisten Menschen von der betrieblichen Sphäre scharf getrennt. Grundlage für eine erfolgreiche Streikbewegung ist es also zunächst, überhaupt eine gedankliche Verknüpfung von politischen Anliegen und dem als “un- oder vorpolitischen” Raum verstandenen Arbeitsplatz zu erreichen.
Wenn wir die Kollektivbetriebe am 8. März geschlossen lassen, geht es also zunächst weniger um den volkswirtschaftlichen Druck. Es geht vorrangig darum, Kolleg:innen aus Chef:innenbetrieben Mut zu machen. Dafür wäre es schön, wenn ihr Abwesenheitsnotizen und News auf eurer Website und Aushänge in den Schaufenstern erstellt. Mit dem Aussetzen der Arbeit ermöglichen wir den Kollektivist:innen, ihre Problemlagen und Kämpfe an dem Tag auf die Straße zu tragen. Außerdem werden beim Fem-Streik unsere Hände und Köpfe sicher gebraucht – und auch unsere Produkte und Betriebsmittel: Streikcafés in der Produktionshalle oder im Büro, der Lieferwagen als Lauti, mit den Fahrrädern eine Critical Mass veranstalten: Zeigen wir am 8. März, welche Power unsere Kollektive haben!
Für einen solidarischen und gemeinsamen Kampf der Lohnabhängigen in Kollektiv- und Chef:innenbetrieben, für eine bessere Gesellschaft jenseits von Staat, Ausbeutung und Patriarchat!
Die Union Coop Föderation
* Es gibt verschiedene Umgangsformen und Interpretationen in der sprachlichen Darstellung von Geschlecht. Wir benutzten hier das Adjektiv trans für alle, die nicht das Geschlecht haben, dass ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde. Den Begriff „Frauen„ (ohne Stern) nutzen wir für alle Frauen, egal ob trans oder cis (das Gegenteil von trans). Sofern wir von Statistiken sprechen, sind in diesen i.d.R. nur Frauen erfasst, deren Geschlecht auch staatlich anerkannt ist.
(1) 2019 in Deutschland 19% laut statistischem Bundesamt
(2) 2011 betrug der Unterschied in Deutschland 59,6% nach Fraunhofer-Institut für Angewandte Informationstechnik
(3) Jede Woche sterben in Deutschland allein 3 Frauen durch Gewalt ihres Partners.
(4) Zu Kollektivbetrieben in Nord-Ost-Syrien werden die Kampagne „Make Rojava Green Again“ und die Union Coop Föderation demnächst eine Broschüre heraus bringen. Aktuelle Einschätzungen zur militärischen und politischen Lage vor Ort findet ihr auf https://riseup4rojava.org/de/hintergrund/
rage against the work routine, computer screen, mental hygiene, canteen, evergreen, Zoom-Termin, wolverine, sarrazin, sun screen, latrine, neat and clean, look-like-eighteen, Disziplin, fitness routine
Aufruf zum Dreh! Holt eure Boots, Hämmer, Äxte, High Heels, Nudelhölzer, Fliegenklatschen, Baseballschläger, Taschentücher, Therabänder, Feuerlöscher, Kakteen, Kettlebells etc. raus:
Die Corona-Krise zeigt deutlicher als sonst Bekanntes: Frauen* sind privat und beruflich am stärksten von den Auswirkungen gesellschaftlicher Krisen betroffen! Wir sind mit dem Wahnsinn kapitalistischer Produktion in einer Pandemie konfrontiert und sollen mit “weiblicher Güte” den Betrieb gelassen und human am Laufen halten. Nicht nur dass wir arbeiten sollen, das soll sich auch noch wie Vernunft anfühlen. Weibliche Sozialisation schluckt die Überstunde, sichert die gute Atmosphäre im Betrieb, die Kommunikation im Job. Neben der Lohnarbeit sind vermeintlich weibliche Skills mehr denn je gefragt: Denn wir können zaubern: Wir sind Ersatzlehrer*innen, Zulieferdienste, Psycholog*innen, leidenschaftliche Partner*innen, Logistikunternehmer*innen, Pfleger*innen, Life Coach*innen, Interior Designer*innen, Animateur*innen, Freizeitgestalter*innen, Physiotherapeut*innen, Ernährungsberater*innen und alles, was es braucht, um diese Gesellschaft zu ermöglichen. Doch wir sind erschöpft, frustriert und unendlich wütend! Wir wollen endlich die gerechte Aufteilung der Sorgearbeit!
Klassische Frauen*branchen wie Pflege, Einzelhandel, Reinigungsfachkräfte und Kindererziehung gelten seit der Pandemie als systemrelevant – auf die bereits seit vielen Jahren bestehende Überlastung und miserable Bezahlung kamen aber nur weitere Zumutungen obendrauf: Wir alle haben die Sorge für Partner*innen, Genoss*innen, Eltern und Freund*innen erlebt und viele sind durch die Betreuung und schulische Begleitung der Kinder gleichzeitig zum Homeoffice überlastet. Gesellschaft braucht das Nette, das Solidarische, das Zugewandte. Doch noch mehr als vor der Pandemie landen diese sozialen Tätigkeiten auf dem unterbezahlten Lohnzettel. Gerade das Beispiel der Pflege zeigt auf, dass dabei gesellschaftliche Aufgaben zunehmend privat kompensiert werden. Liebe und Zuwendung werden unter diesem Druck zur Belastung. Das emanzipatorische Potential des Miteinanders – >>unser Leben!!<< – geht unter diesen Voraussetzungen verloren – für uns und für die, die wir lieben.
Daher: Schickt uns ein Video von euch mit einem Gegenstand und einer Bewegung: ein Zertrümmern, euren Streik, eure Verweigerung, eure Wut, ein Schlafen, ein Weinen … Zeigt im Video das Moment, das euch zur Rebellin macht! Zeigt den Sexismus der Gegenwart und wie ihr ihm begegnet. Zeigt, wie die Pandemie eure Kämpfe ausgehebelt und die Anlässe dafür potenziert hat!
Wir wollen nicht zurück in den patriachalen, rassistischen und kapitalistischen Normalzustand, denn der ist und war schon immer eine Katastrophe. Daher zeigt in den Videos euren Umgang oder euren fiktiven Umgang in Rage, Erschöpfung, Frustration, Panik, Melancholie und Wut! Habt ihr aber schöne Ideen zu solidarischen, feministische Praxen – dann macht die gerne zum Gegenstand eures Videos.
Es geht nicht darum, die individualcoole Inszenierung hinzulegen (wir sind nicht Instagram), sondern um einen Anlass, um wieder in die kämpferische Diskussion über Ungerechtigkeiten, gemeinsame Erfahrungen und gemeinsame Wut zu kommen mit dem Ziel, dem solidarisch zu begegnen, ohne es dabei schön >>unter uns<< zu klären.
Eure Videoclips werden um den 8. März 2021 im Loop an die Schaufensterscheibe der kosmotique (www.kosmotique.org) projiziert.
Wie ihr mitmachen könnt: Überlegt euch, was ihr zerstören, zertrümmern, kaputt machen wollt. Drinnen oder draußen? Die Videokamera eures Handys sollte ausreichend sein. Bitte bedenkt, dass die Videos ohne Ton gezeigt werden. Wenn ihr also Botschaften habt, die ihr sichtbar machen wollt, verwendet Schilder oder ähnliches. Falls ihr anstatt eurer Wut und Rage eine für euch schöne solidarische Praxis im Video zeigen wollt, nur zu! Da die Videos nicht nur auf der Schaufensterscheibe der kosmotique projiziert werden, sondern ggf. auch über unsere Kanäle (twitter, blog) verbreitet werden sollen, überlegt euch, inwieweit ihr euch unkenntlich machen wollt: Masken, Perücken, Make up. Eine Verfremdung oder Blurren der Gesichter werden wir nicht vornehmen! Wenn euer Video nicht über Social Media, sondern nur lokal an der Scheibe gezeigt werden soll, schreibt das einfach in der E-Mail. Falls ihr nicht alleine im Video seid, achtet bitte auf die aktuellen Schutzmaßnahmen! Wenn ihr wollt, könnt ihr euer Video nachbearbeiten, verfremden, loopen oder was euch sonst noch einfällt. Bitte ladet euer Video bei https://wetransfer.com/ hoch und sendet uns den Link bis zum 26. Februar 2021 an: betreiber_innen@kosmotique.org Falls ihr noch weitergehende Infos im Zusammenschnitt der Videos geben wollt (euren Namen – egal ob offiziell oder Pseudonym; eine kurze Beschreibung oder Botschaft an eure Freundinnen oder Hassobjekte), vermerkt das bitte unbedingt in der E-Mail.
* Wollt ihr den Videoloop auch in den öffentlichen Raum streamen – meldet Euch bei uns.
Gewerkschaft der EmotionsArbeitenden – Streik, Streik, Streik
Mental Load? Streik!
Wa[h]re Liebe? Streik!
Lächeln müssen? Streik!
Neulich hat sich die Gewerkschaft der Emotionsarbeitenden (GEA) das 1. Mal getroffen. Das Treffen dauerte 1 Stunde und daraus ging hervor, dass wir 1 Monat lang verschiedene emotionale Arbeiten bestreiken werden.
Emotionale Arbeit WTF? Sie findet in (zukünftigen Ex-)Liebesbeziehungen, am Arbeitsplatz, auf der Straße, in Freund:innenschaften, politischen Gruppen, Wohngemeinschaften oder (Wahl-)Familien statt. Wir merken das in unserem Alltag: Irgendwas ist da unsichtbar und ungleich verteilt, irgendwie hat es wohl mit feminisierter Arbeit und diesem ominösen Privaten zu tun, irgendwas ist da los mit Patriarchat und Kapitalismus. Wir wissen noch nicht genau, wie das Problem genau zu fassen ist, und wie wir wirkungsvoll streiken können, also lasst es uns gemeinsam rausfinden!
Am 08.02. treten wir in den Streik. Zunächst bis zum 8M 2021, dann sehen wir weiter.
Was wollen wir bestreiken? Wen wollen wir bestreiken? Warum wollen wir streiken? Wer kann streiken und welche Rückendeckung braucht es dafür?Du weißt schon genau was du bestreikst? Erzähl uns davon!Du hast keine Ahnung? Lass uns austauschen
Wir treffen uns wöchentlich zum Streikcafé und sind gespannt auf dich. Das Streikcafé verstehen wir als Ort des Austauschs und als Unterstützung. Keine Zeit und Energie dafür? Streik ist nicht nur Verweigerung von etwas, sondern auch Raum schaffen für anderes. Wir nehmen uns jetzt mal die Zeit! In den Streikcafés wollen wir darüber sprechen, ob und wie es mit der Gewerkschaft der Emotionsarbeitenden weitergeht. Vor allem aber wollen wir miteinander im Gespräch bleiben und hören, wie eure Erfahrungen mit dem Streik so sind.
Am 8. März werden wir dann womöglich eine Art Tarifverhandlung haben, wissen aber noch nicht, mit wem, und ob wir überhaupt Bock haben, zu verhandeln. Solange Kapitalismus ist, sind unsere Beziehungen Tauschbeziehungen. Anerkennung drückt sich durch Geld aus. Solange das ist so ist, sagen wir Emo-Arbeiter:innen: We want money, money, money. Aber klar ist auch – wir wollen eben doch ein ganz anderes Zusammenleben, beziehungsweise Revolution, wo Anerkennung und Arbeit anders laufen.
Sich aufeinander zu beziehen, auch emotional, ist etwas Tolles – und der Kampf ist, diese Arbeit wertzuschätzen, sichtbar zu machen und gemeinschaftlich zu übernehmen.
Du willst am 08.02. ab 18 Uhr dabei sein? Deine Streikideen und -erfahrungen teilen?
Melde dich unter: gea-streik@systemli.org
Der Plan ist bis zum nächsten #femStreik am 8.März möglichst viele Schulen mit konkreten Fällen zu konfrontieren und zum Handeln sowie zu Präventionsmaßnahmen aufzufordern. Dafür brauchen wir euch, betroffene Dresdner Schüler:innen! #metoo
Schreibt uns eine E-Mail, oder meldet euch hier oder bei Instagram. Falls ihr nicht aus Dresden kommt, können wir euch sicher Material zukommen lassen. Ansonsten wendet euch am besten an eure lokale @FAUGewerkschaft.
Emailkontakt: schwarze-rose[at]fau.org
Twitter: @SchwarzeRoseFAU
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